Die Werke des Malers Ömer Onay wurden in „Stream of Consciousness Talks“ besprochen.

In seinem Vortrag in der AKM-Mehrzweckhalle erklärte der Autor Ekrem Ayyıldız, dass echte Kunstwerke zum Verständnis der Welt, der Menschen und der Existenz beitragen.

Ayyıldız betonte, dass Tradition in der Kunst einen wichtigen Stellenwert hat: „Ein Kunstwerk trägt zum Verständnis der Existenz bei. Dieser Beitrag reicht von der Antike bis in die Gegenwart. In diesem Zusammenhang kann Tradition auch als Synonym für Kultur und Zivilisation verwendet werden.“

Ayyıldız erklärte, dass die Probleme, die in der Tradition auftreten, zu bestimmten Krisen führen und sagte: „Wenn wir die Tradition aus heutiger Sicht betrachten, stellen wir einen Kontrast fest. Tradition hat keine Bedeutung, die man plötzlich loswerden kann. Die Kunst ist einer der Träger der betreffenden Tradition.“

Ekrem Ayyıldız, der sagte, die Krise sei mit dem Wandel und der Erneuerung der Tradition entstanden, äußerte seine Ansicht: „Die soziale und politische Bedeutung der Krise spiegelt sich auch in der Literatur wider. Krisen bringen neue Ausdrucksformen mit sich. Im Allgemeinen wird Tradition in künstlerischen Bewegungen entweder abgelehnt, akzeptiert oder in einer Synthese fortgeführt. Die entscheidende Frage lautet: Ist es möglich, der Tradition zu entkommen?“

Ayyıldız erklärte, dass sich das Verständnis der Moderne in der Malerei in Form eines „Primitivismus“ mit antitraditionellen Produkten manifestiere, und sagte: „Als Folge der Moderne gibt es in Malerei und Musik das Bestreben, zu den ursprünglichen Rhythmen und Zeichnungen vor der Tradition zurückzukehren. Diese Rückkehr zur Primitivität ist in gewissem Sinne ein Bemühen, zum Wesentlichen zurückzukehren. Ziel ist es, die Malerei auf ihre ‚ersten Prinzipien‘ zurückzuführen. Auf diese Weise, so geht man davon aus, wird die Tradition überwunden.“

Ayyıldız betonte, dass es letztlich unmöglich sei, der Tradition zu entkommen und stellte Folgendes fest:

Es ist nicht möglich, ein Werk zu schaffen, ohne von der Tradition zu profitieren. Wir müssen uns auf irgendeine Weise mit ihr verbinden. Dies ist in Onays Malerei deutlich zu erkennen. Ömer Onay ist im Rahmen einer neuen Suche eine Beziehung zur Tradition eingegangen. Seine Werke sind von den Reflexionen verschiedener Traditionen geprägt. Er hat Werke geschaffen, die Vergangenheit und Gegenwart zusammen darstellen.

Auch der Meisterarchitekt Ahmet Yılmaz erklärte, dass zur Wahrnehmung eines Objekts neben Sehen, Berühren oder Hören auch kulturelle Ansammlung und Wissen erforderlich seien.

Yılmaz brachte zum Ausdruck, dass man zum Verständnis eines Kunstwerks die semantische Welt des Produkts jenseits der formalen Bedeutung erkennen müsse. „Um Ömer Onays Malerei zu verstehen, müssen wir über die formale Bedeutung der Figuren in seinen Werken hinausgehen. In seinen Gemälden sehen wir lebendige und unbelebte geometrische Muster, die sich auf einem Untergrund bewegen, als wären sie lebendig. In diesem Sinne kann man sagen, dass Ömer Onays Werke eine dynamische Struktur aufweisen.“

Yılmaz erklärte, dass die geschaffenen Formen und Figuren ein Spiegelbild der Bedeutungswelt des Künstlers seien und bemerkte:

Rein formale Betrachtungen liefern uns keine ausreichenden Informationen über das Kunstwerk. Die Werke, die Ömer Onay in Bezug auf Maßstab, Abstraktion und Tiefe präsentiert, tragen die Spuren der Zivilisationsakkumulation, zu der wir kulturell gelangt sind. Die Abfolge der Figuren in Onays Gemälden kann nicht als semantische Wiederholung wie in Miniaturen gelesen werden. Es handelt sich um Objekte und Zeichnungen, die keine Wiederholung aufweisen. Onays Werke stellen Realität und Märchenhaftes zugleich dar. Die islamische Kunst lehnt die Natur nie ab, sondern stellt sie durch Abstraktion dar und betrachtet es als vulgär, die Natur so wiederzugeben, wie sie ist. Dies ist eine bewusste Anstrengung der islamischen Kunst. Onays Werke sind auch von dem Bemühen geprägt, Objekte auf einem unendlichen Grund zu reproduzieren, ohne sie durch Abstraktion zu verzerren.